Zöliakie-Antikörper:
Werte in der Diagnostik verstehen
Werte in der Diagnostik verstehen
Zur Diagnostik der Zöliakie werden neben den Schleimhautproben auch Blutuntersuchungen auf die Zöliakie-Antikörper durchgeführt. Wenn Dein Arzt dir nun den Wert mitteilt, ist es oft schwierig einzuordnen, ob dieser noch normal ist oder schon erhöht. Ich möchte dir im Folgenden erklären, ab wann welcher Zöliakie-Antikörper als auffällig zu beurteilen ist und welche Aussage das hat.
Bitte beachte, dass ich dir nur medizinische Fakten erläutern möchte, aber keine Diagnose stelle. Dies kann nur dein Arzt vor Ort!
Wann ein Antikörpertest als auffällig zu bewerten ist, kommt auf den untersuchten Antikörperwert an. Wir kennen für die Zöliakie-Diagnostik verschiedene Antikörper, die ich auch bereits in einem anderen Beitrag erläutert habe.
In den meisten Fällen wird der Gewebstransglutaminase-IgA-Antikörper untersucht. Bei diesem Test wird als Ergebnis immer ein Zahlenwert angegeben. Es gibt verschiedene Hersteller für diesen Test. Diese haben dann auch ihre eigenen Normbereiche, die sehr unterschiedlich ausfallen können. Der Normbereich kann dabei unter 1, unter 5 oder unter 15 liegen, am häufigsten sind die Tests, die normal kleiner als 7 oder kleiner als 20 sind.
Tipp: Um den gemessenen Wert beurteilen zu können, muss der Arzt ihn mit der Norm abgleichen, daher muss diese vom Labor immer mit angegeben werden.
Ähnliches gilt auch für die deamidierten Gliadinpeptid (DGP-Gliadin)- Antikörper. Auch bei diesen gibt es einen festen Zahlenwert und Normbereiche, die vergleichbar wie beim Transglutaminase-Antikörper variieren können. Zur Beurteilung muss auch in diesem Fall die Norm vom Labor angegeben werden.
Das Ergebnis beim Test auf Endomysium-Antikörper wird immer als Verhältnis angegeben. Die Norm ist dabei unter 1:10 oder 1:5. Je höher die Zahl hinter dem Doppelpunkt ist, um so „höher“ ist der Antikörperwert, auch wenn das mathematisch nicht logisch ist (da der Bruch ja immer kleiner wird). Es handelt sich dabei nämlich um Verdünnungsverhältnisse. Je höher also die hintere Zahl, umso stärker ist die Verdünnung.
Um die Unterschiede zwischen den Testergebnissen etwas mehr zu verdeutlichen, zeige ich dir ein Beispiel:
Du siehst in diesem Befund, dass der Endomysium-IgA-Antikörperwert mit 1:160 angegeben wird. Hier wurde also das Blut des Patienten im Verhältnis 1:160 verdünnt, das bedeutet ein Teil Blut und 160 Teile Testflüssigkeit. Trotz dieser schon ziemlich starken Verdünnung fällt der Test immer noch positiv aus.
Ein Patient, bei dem das Testergebnis mit 1:40 angegeben wird, hat also deutlich weniger Antikörper im Blut, da mit stärkerer Verdünnung also mit 80 oder gar 160 Teilen Testflüssigkeit keine positive Reaktion mehr nachzuweisen wäre.
Als abklärungsbedürftig gilt beim Endomysium-Antikörper jeder positive Befund, also ab 1:20. Beim Gewebstransglutaminase-Antikörpertest ist eine dreifache Erhöhung als auffällig anzusehen. Der Graubereich zwischen dem oberen Normwert und dem dreifachen Wert ist aber ebenfalls weiter beobachtungsbedürftig. Da man den jeweiligen Normwert multipliziert, ist es nachvollziehbar, dass man diesen kennen muss.
Denn: Ist die Norm unter 7, gilt ein Wert ab 21 als eindeutig auffällig. Wäre der Normbereich bis 20, ist ein Messwert von 21 noch nicht sehr aussagekräftig.
Viele Zöliakie-Betroffene, vor allem Kinder und Jugendliche, haben oft sehr stark erhöhte Werte. In vielen Fällen sind sie auch so hoch, dass das Labor den Wert gar nicht mehr genau bestimmt. Dann wird die Messung nur noch mit größer (>) 200 wie im obenstehenden Beispiel angegeben. Man weiß dann, dass er auf jeden Fall hochpositiv zu bewerten ist. Für den Vergleich mit einem nächsten Wert kann diese Situation aber Probleme machen: Fällt eine nächste Kontrolle wieder mit > 200 aus, dann wird dir vielleicht gesagt, dass sich am Wert nichts verändert hat und du eventuell noch gravierende Diätfehler machst. Das muss aber nicht stimmen: Denn der Wert kann sich z.B. von 5000 auf 1000 verringert haben, aber das zeigt sich nicht, solange der Wert nicht genauer untersucht wird.
Tipp: Es ist sinnvoll, dass das Labor gebeten wird, den Wert tatsächlich genau auszutesten. Das ist mit etwas mehr Aufwand durchaus möglich und für Arzt und Patient in vielen Fällen sehr hilfreich.
Gewebstransglutaminase-Antikörper können gerade auf Grund der unterschiedlichen Normbereiche sehr schlecht verglichen werden, wenn sie von unterschiedlichen Laboren untersucht wurden. Daher ist es wichtig, die Blutuntersuchungen vom selben Arzt (und damit selben Labor) durchführen zu lassen. Das lässt sich natürlich nicht immer gewährleisten, wenn z.B. von der Kinderklinik zum Kinderarzt gewechselt wird oder man umzieht.
Du solltest immer im Hinterkopf haben, dass Werte zwischen verschiedenen Laboren (auch bei gleichem Normbereich!) nicht gut vergleichbar sind und dass dies bei der Beurteilung der Befunde auch berücksichtigt wird.
Im Übrigen sind auch Werte zwischen den Patienten nicht vergleichbar und der- oder diejenige mit den höheren Antikörperwerten hat keine „schlimmere“ Zöliakie als jemand mit niedrigeren. Man kann allerdings davon ausgehen, dass die Schleimhaut bei einer Person mit höheren Antikörperwerten eher stärker verändert ist, als wenn diese niedriger liegen. Da die Konsequenz der Diagnose Zöliakie aber immer die gleiche ist, nämlich sich strikt glutenfrei zu ernähren, hat man nicht mal mehr und mal weniger Zöliakie.
Bei der Zöliakie-Diagnostik kann man verschiedene Antikörpertests durchführen. Die Bestimmung der Gewebstransglutaminase-IgA-Antikörper (kurz TTG-IgA-Ak) zählt dabei zu den wichtigsten Untersuchungen. Im Allgemeinen ist dieser eine Test als Blutuntersuchung ausreichend.
Die Bestimmung der deamidierten Gliadinpeptid (DGP-Gliadin-)-Antikörper spielt nur unter bestimmten Umständen eine Rolle.
Erhöhte Werte sollten weiter abgeklärt werden. Um die Erhöhung der Messwerte richtig beurteilen zu können, muss man den Normbereich kennen (Angabe vom Labor auf dem Befund).
Bei den TTG-Antikörpern ist es wichtig, dass Verlaufsuntersuchungen möglichst immer vom selben Labor untersucht werden, da nur so die Werte miteinander vergleichbar sind.