Glutenfreie Küche:
Sicher vor Kontamination
Sicher vor Kontamination
Viele Zöliakie-Betroffene kennen es: Man freut sich auf ein gemeinsames Frühstück oder kochen bei Freunden und dann landet plötzlich das glutenfreie Brötchen im Brotkorb mit den Weizenkrümeln oder das Holzschneidebrett wird hervorgeholt.
Ich erinnere mich noch gut an die ersten Male, als mir das passiert ist. Ich saß da und dachte nur: „Oh nein… nicht schon wieder!“ Die Gedanken, die mir sofort durch den Kopf gingen: „Wie spreche ich es jetzt richtig an, ohne wieder „die Anstrengende“ beim Essen zu sein?“ Genau solche Momente lassen sich vermeiden, wenn ein paar einfache Regeln von allen Personen beherzigt werden, die die Küche nutzen oder Zöliakie-Betroffene zum Essen einladen. Denn Zöliakie bedeutet nicht nur, die richtigen Produkte einzukaufen, genauso wichtig ist eine konsequente Küchenhygiene. Schon kleinste Krümel können Beschwerden auslösen und eine Autoimmunreaktion hervorrufen.
Als ich meine Diagnose bekam, war für mich klar: Meine Küche muss ein sicherer Ort werden. Alles, was mit Gluten in Berührung gekommen war, wanderte aus meiner Küche. Heute ist meine Küche mein Rückzugsort, an dem ich unbeschwert kochen und essen kann. Und das Gefühl, absolute Sicherheit zu haben, ist unbezahlbar.
Die einfachste Version ist, auf einen Mischhaushalt zu verzichten und die heimische Küche komplett glutenfrei zu halten. In Haushalten, in denen dies nicht möglich ist, helfen klare Regeln, doppelte Utensilien und sorgfältige Organisation.
Auch in fremden Küchen, zum Beispiel im Urlaub oder bei Freunden, achte ich besonders auf Hygiene. Ich erinnere mich an einen gemeinsamen Urlaub: Bevor ich loslegte, habe ich alles gründlich geputzt. Die Arbeitsflächen, Kochutensilien, Spüllappen, Handtücher und sogar den Ofen. Sprüche wie: „Übertreib doch nicht…“ wurden dabei von mir gekonnt ignoriert. Nur so konnte ich sicher sein, dass das Kochen unbeschwert bleibt.
Holzutensilien meide ich dabei grundsätzlich. Ein winziger Riss im Holz reicht und Krümel verstecken sich darin wie in einer Falle. Seitdem setze ich konsequent auf Kunststoff, Edelstahl oder Silikon, das gibt mir Ruhe beim Kochen.
In Mischküchen muss besonders auf folgende Hygiene geachtet werden:
Arbeitsflächen gründlich reinigen
Koch- und Backutensilien säubern
Spüllappen, Handtücher und Schwämme wechseln
Ofen reinigen, bevor gebacken wird
Eigene Utensilien anschaffen
Besonders praktisch ist es, die Utensilien farblich zu kennzeichnen: glutenfreie Küchenhelfer in Grün, glutenhaltige in Rot. So erkennen alle Personen sofort, welche Utensilien „safe“ sind. Wirklich doppelt notwendig sind nur die Utensilien, die direkt mit glutenhaltigen Lebensmitteln in Kontakt kommen oder schwer zu reinigen sind:
Alles andere, wie Töpfe, Pfannen oder leicht zu reinigende Schüsseln, kann weiter gemeinsam genutzt werden, solange sie vor dem glutenfreien Einsatz gründlich gewaschen werden. Auch bei Küchenmaschinen aus Edelstahl, die sich komplett auseinandernehmen (wie bspw. der Thermomix) und gründlich reinigen lassen, ist eine doppelte Anschaffung nicht nötig.
Arbeitsflächen Trennen
Es hilft, die Arbeitsfläche klar aufzuteilen: eine Zone für glutenfreie Lebensmittel, eine für glutenhaltige. So lassen sich Missverständnisse von vornherein vermeiden. Sollten dennoch einmal Krümel liegen bleiben, sollten diese sofort entfernt werden.
Ofen & Herd reinigen
Wer schon einmal versehentlich die glutenfreie Pizza auf einem krümeligen Backblech gebacken hat, weiß: Das ist kein Spaß. Gluten kann sich durch Krümel, Mehlstaub oder direkten Kontakt auf Backblechen, Schienen oder in Öfen übertragen. Deshalb sollte der Ofen regelmäßig ausgewischt werden – idealerweise nach jeder Benutzung. Besser ist es außerdem, immer zuerst die glutenfreien Backwaren aufzubacken und anschließend die glutenhaltigen. Wenn es nicht anders möglich ist und zusammen gebacken wird, sollten die glutenfreien Produkte immer auf
einer höheren Schiene stehen, sodass kein direkter Kontakt mit den glutenhaltigen Lebensmitteln entsteht oder herunter krümelt.
Backen
Beim Backen ist besondere Vorsicht nötig. Alle wichtigen Utensilien – Handmixer und Backformen – sollten in zweifacher Ausführung vorhanden sein. Ein Handmixer kann viele Mehlreste enthalten, die sich nur schwer entfernen lassen. Backformen können trotz Spülmaschine kleine Teigreste behalten. Deshalb: separate, farblich gekennzeichnete Geräte und Formen nutzen und in einer eigenen Schublade aufbewahren.
Zubereitung im Blick
Kochen, Dünsten und Braten sind meist unkompliziert. Schwieriger wird es beim Frittieren: Glutenfreie Speisen dürfen nie ins gleiche Öl wie panierte Schnitzel oder Teigwaren. Mein Grundsatz: immer zuerst glutenfrei, dann glutenhaltig.
Beim Nudeln kochen unbedingt einen separaten Topf für glutenfreie Nudeln verwenden. Wichtig: Zuerst die glutenfreien Nudeln abgießen, dann die glutenhaltigen. Das Nudelsieb anschließend gründlich in der Spülmaschine reinigen.
Küchengeräte
Ein eigener Toaster klingt vielleicht nach Luxus, gibt aber ein riesiges Stück Sicherheit zurück und das Gefühl, unbeschwert die Brotscheiben genießen zu können. Denn auch hier setzten sich viele Krümel in den Ritzen fest, die sich nicht mehr entfernen lassen. Alternativ helfen Toasterbags, die das Brot schützen.
Bei Waffeleisen oder Kontaktgrills gilt dasselbe Prinzip: besser nicht gemeinsam nutzen, da sich Teigreste tief in den Rillen absetzen und nur schwer oder gar nicht entfernen lassen.
Auch beim Airfryer ist Vorsicht geboten. Glutenreste können sich in Ritzen oder an der Heizung festsetzen, die sich schwer reinigen lassen. Deshalb sollte der Airfryer ausschließlich für glutenfreie oder glutenhaltige Speisen genutzt werden. Oder man schafft sich ein Gerät mit zwei Kammern an.
Die Mikrowelle ist hingegen meist unproblematisch: Krümel oder Rückstände werden beim Erhitzen nicht verteilt wie beim Toaster oder Airfryer. Eine separate Mikrowelle ist daher nicht zwingend erforderlich, solange die Mikrowelle sauber bleibt. Empfehlenswert ist, die Innenwände und den Drehteller regelmäßig mit einem feuchten Tuch abzuwischen. Optional können Abdeckungen verwendet werden, um Spritzer zu vermeiden.
Kühlschranktüren, Schubladengriffe und andere Flächen, die regelmäßig mit den Händen berührt werden, sollten sauber gehalten werden. Grundsätzlich gilt: Vor jeder Zubereitung von glutenfreien Speisen gründlich die Hände waschen. Insbesondere dann, wenn sie zuvor mit Mehl in Kontakt waren.
Aufstriche und Brotkörbe doppelt Führen
Schon ein Messer mit Brötchenkrümeln in der Marmelade kann den Tag eines Zöliakie-Betroffenen ruinieren. Deshalb lohnt sich ein doppeltes Set: eins für glutenfreie, eins für glutenhaltige Lebensmittel. Für ein entspanntes Frühstück empfiehlt es sich: Brotkörbe
Butterdosen und Marmeladen- oder Nutellagläser zu verdoppeln. Käse und Wurst sollten ausschließlich mit glutenfreien Messern geschnitten werden, um Kreuzkontamination zu vermeiden.
Spülutensilien doppelt haben
Schwämme, Bürsten und Handtücher sind schnell verunreinigt. Anfangs kam mir das mit den doppelten Bürsten etwas übertrieben vor. Inzwischen merke ich, wie viel entspannter ich damit koche. Auch hier gilt: Die glutenfreien Utensilien sind grün markiert. Für noch mehr Sicherheit: Jeden Tag die Spülutensilien austauchen und in den Wäschekorb legen.
Schrankorganisation
Glutenfreie Produkte sollten oben im Schrank stehen. Fällt etwas herunter, gelangt nur glutenfreies nach unten und nicht umgekehrt. Klingt banal, wirkt im Alltag aber Wunder
Zöliakie erfordert Aufmerksamkeit, besonders in der Küche und von allen Personen, die sie nutzen. Doch mit einer klaren Struktur, doppelten Utensilien und etwas Routine wird die glutenfreie Küche schnell zu einem sicheren Ort. Für mich persönlich ist sie inzwischen der Raum, in dem ich mich am wohlsten fühle, weil ich dort unbeschwert kochen und genießen kann.
Für alle, die neu mit Zöliakie starten: Mit etwas Organisation lassen sich Alltag und Genuss vereinen. Heute kann ich entspannt kochen und essen und genau dieses Gefühl der Sicherheit und Leichtigkeit wünsche ich allen Betroffenen.