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Nährstoffdefizite bei Diagnose Zöliakie

Am häufigsten fällt ein Eisenmangel auf. Dieser ist auch oft der Grund, warum überhaupt eine Zöliakie-Diagnostik in Gang gesetzt wird. Eisen wird im oberen Dünndarm aufgenommen. Der Körper benötigt Eisen, um den roten Blutfarbstoff (= Hämoglobin, Abk. Hb) zu produzieren. Viele Betroffene fallen daher durch eine Blutarmut (= Anämie) auf, wenn der Eisenmangel zu ausgeprägt ist. Da der rote Blutfarbstoff den Sauerstoff von der Lunge zu den Organen und Geweben transportiert, macht sich ein Mangel durch vermehrte Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blässe und geringere Leistungsfähigkeit bemerkbar. Bei einer sehr ausgeprägten Anämie kommt es auch zu Kurzatmigkeit und Herzrasen. Um den Eisenmangel festzustellen, sollte der Ferritin-Wert untersucht werden. Das freie Eisen zeigt den Eisengehalt im Körper nicht gut an, da dieser Wert über den Tag sehr schwanken kann. Daher hat der Eisenwert aus dem Blut kaum Aussagekraft. Ein zu niedriger Ferritin-Wert spricht für einen Eisenmangel. Zusätzlich sollte natürlich auch der Hämoglobin-Wert untersucht werden, ob dieser normal oder bereits erniedrigt ist. Bei einem Eisenmangel sind die roten Blutkörperchen auch kleiner als normal. Werte, die die roten Blutkörperchen beschreiben wie z.B. das MCV, sollte dein Arzt also auch immer mit beachten, da es die Vermutung eines Eisenmangels schon unterstützt. Das MCV ist der Wert für die mittlere Größe der roten Blutkörperchen, wäre also bei Eisenmangel kleiner als normal.

Eine Anämie kann ebenfalls durch einen Mangel an Vitamin B12 und / oder Folsäure verursacht werden. Auch diese beiden Vitamine können bei einer frisch entdeckten Zöliakie vermindert sein. Daher sollten sie auch immer mit untersucht werden, wenn die Diagnose anfänglich gestellt wird. Folsäure ist für die Zellteilung notwendig und spielt daher vor allem auch bei Schwangeren in den ersten Wochen der Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Grundsätzlich kann ein Mangel zu den oben beschriebenen Beschwerden bei der Blutarmut noch zusätzlich zu depressiven Verstimmungen und vermehrter Reizbarkeit führen. Auch Konzentrationsprobleme werden berichtet. Ein Vitamin B12-Mangel kann sich ähnlich bemerkbar machen. Dein Arzt sollte den Vitamin B12-Spiegel oder das Holotranscobalamin untersuchen, das ist die aktive Form des Vitamin B12. Dieser Test ist noch etwas genauer in der Aussage als der Vitamin B12-Wert. Um einen Folsäuremangel zu erkennen, sollte der Blutspiegel untersucht werden.

Ein ebenfalls häufiger Vitaminmangel bei Diagnosestellung einer Zöliakie ist ein Defizit an Vitamin D. Das hat gravierende Auswirkungen: Denn unabhängig vom Alter findet man bei 30-50% der neu Diagnostizierten eine verminderte Knochendichte. Dafür mitverantwortlich ist, dass durch die entzündete Schleimhaut das Calcium aus der Nahrung schlechter aufgenommen wird. Im Blut sieht man aber selten einen Mangel an Calcium. Denn dein Körper hat einen hohen Bedarf an Calcium für wichtige Funktionen wie Muskelarbeit. Um diese immer ausführen zu können, holt sich der Körper das Calcium aus seinem größten Speicher – den Knochen. Das hat dann zur Folge, dass der Knochensalzgehalt sinkt und die Knochendichte schlechter wird. Im Blut kann man die inaktive Vorstufe des Vitamin D untersuchen, das ist das 25-OH-Vitamin D. Da dieser Test relativ teuer ist, wird er ungern von den Hausärzten in Auftrag gegeben. Alternativ kann auch der Parathormon-Wert untersucht werden. Dieses Hormon wird von der Nebenschilddrüse produziert und wird vermehrt ausgeschüttet, wenn der Körper verstärkt Calcium aus dem Knochen abbaut. Daran sieht man dann, ob der Körper schon seine Reserven angreift und eine Unterstützung in Form von Calcium und Vitamin D benötigen könnte. Da die Auswirkungen der Zöliakie auf den Knochen so häufig und auch so ausgeprägt sind, ohne dass du das selbst merkst, ist es so wichtig, diese Untersuchungen vorzunehmen. 

Ein weiteres häufiges Defizit ist ein Zinkmangel. Wenn Symptome wie vermehrte Infektanfälligkeit, schlechte Wundheilung oder Probleme mit Nägeln oder Haaren bestehen, sollte dieser Mangel abgeklärt werden. Bei Kindern und Jugendlichen kann sich ein Zinkmangel durch schlechtes Längenwachstum zeigen. Daher sollte bei einem Kleinwuchs immer auch der Zinkwert untersucht werden.  

Es gibt auch weitere Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin K, das für die Blutgerinnung wichtig ist, oder die Blutsalze Kalium oder Magnesium, die manchmal zu wenig aufgenommen werden. Letztendlich gibt es praktisch nichts, was es bei Zöliakie nicht gibt. Je nach Symptomen müssen dann weitere Blutuntersuchungen ergänzt werden. 

Gut zu wissen!

Nahrungsergänzungsmittel müssen von Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung in der Regel selbst getragen werden. Es gibt nur wenige Ausnahmen - wie z.B. die Ergänzung mit Eisenpräparaten bei nachgewiesener Blutarmut - die von der Krankenkasse erstattet werden

Tipp

Warte mit der Einnahme von Eisenpräparaten etwa 3 Monate ab, bevor du damit startest. Dann hat sich deine Schleimhaut schon ein wenig erholt und kann das Eisen auch aufnehmen. 

Praxistipp

Wie oben schon erwähnt kann die Aufnahme von Zink durch Lebensmittel, die Phytinsäure enthalten wie Hülsenfrüchte, aber auch Kaffee, vermindert werden. Und wenn du gleichzeitig Milchprodukte, die viel Calcium enthalten, isst, wird das Zink auch nicht gut resorbiert. Daher nimm Zink vor dem Frühstück ein und nicht mit Milch oder Kaffee!

Tipp

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin. Nimm es daher zu einer Mahlzeit ein, die auch Fett enthält. So erreichst du, dass das Vitamin D auch tatsächlich aufgenommen wird.

Kurz zusammengefasst

  • Die häufigsten Nährstoffmängel betreffen Eisen, Folsäure, Vitamin B12, Calcium und Vitamin D, aber auch Zink sollte beachtet werden.

  • Bei neu diagnostizierten Zöliakie-Betroffenen wird in der Zöliakie-Leitlinie empfohlen, dass diese Mängel untersucht werden. Auf diese darfst du dich beziehen.

  • Ein Auffüllen der nachgewiesenen Defizite kann über die Ernährung (mit Unterstützung durch eine Ernährungsfachkraft) oder über Medikamente bzw. Nahrungsergänzungsmittel erreicht werden. In einigen Fällen kann es notwendig sein, einen ausgeprägten Mangel auch durch eine Infusion auszugleichen.

  • Entsprechende Kontrolluntersuchungen sollten erfolgen, um zu sehen, dass die Speicher sich füllen.

Dr. Stephanie Baas

Dr. Stephanie Baas

Ärztin und Zöliakie-Expertin

Ich habe fast 20 Jahre lang die medizinische Beratung bei der DZG durchgeführt und konnte in dieser Zeit viel praktische Erfahrung sammeln.